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von etwa 1400 bis heute
Cividale zur Zeit der Langobarden

Bild 1: Wanderbewegung der Langobarden
Die aus Skandinavien stammenden Langobarden begannen ihren Kriegszug bereits im 2. Jahrhundert, doch erst im 4. Jahrhundert verließ die gesamte Bevölkerung die untere Elbe. Ende des 5. Jahrhunderts hatten sie bereits den Mittellauf der Donau eingenommen und waren im 6. Jahrhundert in Pannonien (heute Österreich und Ungarn) eingefallen.
Von hier ausgehend überquerten sie 569 n. Chr. die Alpen, besiegten unter König Albuin die Römer und errichteten das erste langobardische Herzogtum Friaul mit der Hauptstadt Cividale. Bei der Eroberung der Städte wurde die Bevölkerung oft genug Opfer von Plünderungen und Zerstörungen und viele Bewohner wurden versklavt oder gezwungen, hohe Tribute zu zahlen
Mit dem weiteren Vorstoß der Langobarden in Italien kam es zur Gründung des lombardischen Königreichs und zu einer langen Herrschaftsperiode über die Halbinsel mit Regionen wie die Lombardei, die Emilia, die Toskana und einen Teil Kampaniens mit den Herzogtümern Spoleto, Benevento und Salerno. Die Hauptstadt und das politische und administrative Zentrum des lombardischen Königreichs wurde Pavia.
Die politischen und rechtlichen Reformen der Langobarden hatten tiefgreifende Auswirkungen auf die italienische Gesellschaft und zwangen die römische Bevölkerung, sich sozialen, politischen und wirtschaftlichen Veränderungen anzupassen. Das Rechtssystem der Langobarden, bekannt als „Lombardische Gesetze“, regelte die Aspekte des täglichen Lebens, wie etwa Ehe, Eigentum und Kriminalität und hatte nachhaltigen Einfluss auf die künftige italienische Gesetzgebung.
Im Laufe der Zeit vermischten sich die Langobarden mit der lokalen Bevölkerung und integrierten sich in die italienische Gesellschaft, ohne ihre eigenen Institutionen und Traditionen aufzugeben. Sie förderten Landwirtschaft und Viehzucht, das Handwerk und den Handel und trugen zum Wirtschaftswachstum der von ihnen kontrollierten Regionen bei.
Das Herzogtum Friaul mit der Hauptstadt Cividale spielte eine grundlegende Rolle in der Geschichte der Langobarden in Italien und blieb ein wichtiges Zentrum der lombardischen Macht bis zum Ende des Königreichs im Jahr 774.
Cividale war eine ursprünglich keltische Siedlung, an deren Stelle Julius Caesar 50 v. Chr. die Stadt mit dem Namen Forum Julii gegründet hatte. Cividale stand bis 488 n. Chr. unter der Regentschaft der römischen, später weströmischen Imperatoren, ehe die Ostgoten unter Theoderich 489 die Herrschaft in Italien übernahmen, nicht ohne vor allem in Norditalien für Verwüstungen zu sorgen. Nach dem Tod Theoderichs gehörte Cividale ab 527 bis 568 zum oströmischen Reich und ab dann zum Reich der Langobarden.

Bild 2: Rekonstruktion der Pons Sonti
Die Langobarden überfielen Cividale, nachdem sie über das Wippachtal eimarschiert waren. Das Wippachtal, das von Postojna über Ajdovščina nach Görz in die oberitalienische Tiefebene führt, war über Jahrhunderte die verwundbarste Stelle der friulischen Gebiete und das bevorzugte Einfallstor von Invasoren. Die Route führte südlich von Görz über die Sonti-Brücke (Pons Sonti) über den Isonzo direkt in die oberitalienische Tiefebene.
Diesen Weg nahmen 373 n. Chr. die Markomannen und Quaden, 452 n. Chr. die Hunnen, 489 n. Chr. die Goten unter Theoderich, der Odoaker, den letzten römischen Kaiser in der Schlacht am Isonzo besiegte, 562 die Langobarden, 902 die Ungarn und 1415 die Türken.
Als die Langobarden das Herzogtum Friaul errichtet hatten, bestand eine Allianz mit den östlich siedelnden Awaren, die nicht als Feinde, sondern vielmehr als Handelspartner und Käufer von insbesondere Luxusgütern angesehen wurden. Als die Langobarden jedoch ihr eigenes Territorium in östliche Gebiete auszudehnen begannen, in denen die Awaren siedelten und denen sie das Land zugesagt hatten, rebellierten die Awaren und drangen 610 über das Wippachtal in das Herzogtum Friaul ein. Sie überfielen auf ihrem Raubzug Cividale, plünderten und verwüsteten die Stadt, töteten einen Großteil der männlichen Stadtbewohner und verschleppten Frauen und Kinder in die Sklaverei, die nicht zuvor schon die Stadt verlassen und sich in Sicherheit gebracht hatten.

Die Attacken der Awaren gingen jedoch auch in den Jahren 620, 663, 670 und 715 weiter und waren zudem noch begleitet von jenen, die aus dem ständigen Konflikt mit dem byzantinischem Reich herrührten.
Bild 3: Das Herzogtum Friaul nach dem Abzug der Awaren
Diese Geschichtsentwicklung erlebten die Rizzi noch in Aquileia lebend, aber sie beobachteten die Geschehnisse in dem 40 km entfernten Cividale sorgsam. Sie hatten bereits eine Umsiedlung nach Cividale in Erwägung gezogen als sie die Botschaft vom Einfall der Awaren erhielten. Nachdem sich Cividale von dem ersten Überfall der Awaren erholt hatte und deutlich wurde, dass Cividale die führende Rolle im Herzogtum Friaul spielen wird, während Aquileia mehr und mehr an Bedeutung verlor, stand ihr Entschluss ungeachtet der kriegerischen Zeiten zum Umzug nach Cividale fest, denn auch Cividale lag auf günstigen Handelswegen. Der Umzug erfolgte im Jahr 633.
Die Handelstradition der Rizzi traf im Reich der Langobarden auf eine völlig veränderte und herausfordernde Situation. Die ehedem als Nomaden lebenden Langobarden kannten nur rudimentäre Formen der Vieh- und Landwirtschaft. Zwar nahmen die Wirtschaftspraktiken eines zunehmend sesshaft werdenden Volkes im Laufe der Völkerwanderung zu und es entwickelten sich Landwirtschaft sowie Handwerkskunst, aber Handelsaktivitäten und Seefahrt waren den Langobarden fremd.
In Italien etablierten sich die Langobarden zunächst anstelle der unterdrückten oder vertriebenen Römer als dominierende Kaste in der Landwirtschaft. Das Wirtschaftssystem der Spätantike, das auf der Bewirtschaftung großer Landgüter durch unfreie Bauern beruhte, wurde beibehalten, aber zugunsten der neuen Herrscher modifiziert. Die Erträge des Landes wurden mit den römischen Untertanen geteilt, die es bewirtschafteten, aber ein Drittel der Ernte blieb den Langobarden vorbehalten.
Im Laufe der Zeit veränderte sich die sozioökonomische Struktur des Königreichs zunehmend. Mit dem neuen Aufschwung von Handel, Handwerk und freien Berufen konnte ein Großteil der Langobarden nicht mithalten und verarmte, während Einheimische dadurch reich wurden.

Bild 4: Handelswege und Befestigungsanlagen zur Zeit der Langobarden
Das 8. Jahrhundert, der Höhepunkt des Königreichs, war eine Zeit des wirtschaftlichen Wohlstands. Aus der alten Gesellschaft von Kriegern und Untertanen war eine Gesellschaft von Klassen und Ständen mit Grundbesitzern, Handwerkern, Bauern, Kaufleuten und Juristen entstanden. Die Abteien, insbesondere die Benediktinerabteien, blühten wirtschaftlich auf. Die Geldwirtschaft weitete sich aus und führte zur Entstehung einer Bankiersschicht. Die Rizzi mit ihrer Handelstradition hatten wieder festen Fuß gefasst und waren erfolgreich.
737 hatte der Patriarch Callisto beschlossen, seinen Kirchensitz von Aquileia nach Cividale zu verlegen, ebenso wie dies der Bischof von Zuglio (Iulium Carnicum) tat. Die Stadt hatte somit auch dank dieser wichtigen kirchlichen Präsenz ihre Rolle ausgebaut und im Jahr 796 wurde sogar ein Konzil in Cividale abgehalten.
Als die Franken Karls des Großen 776 die Langobarden geschlagen und die Macht übernommen hatten, änderte sich für Cividale nicht viel. Die Stadt wurde in Civitas Austriae umbenannt, spielte aber bis etwa zum Jahr 1000 auch im Reich der Karolinger eine bedeutsame Rolle. Lombardische Kultur und Tradition blieben in der Region lebendig und das ehemalige Herzogtum Friaul behielt auch weiterhin eine gewisse Autonomie. Es lebte sich für die Rizzi bekömmlich in Cividale, aber es war nicht zu übersehen, dass die Städte Verona, Treviso und Venedig gegenüber Cividale immer bedeutender wurden.
Besonders auf die Entwicklung des Handels in Venedig hatten die Rizzi schon längere Zeit ein Auge geworfen und auf Grund der eigenen Erfahrungen aus dem Handel mit Venedig rasch erkannt, wie rasant Venedig seine Handelsmacht ausbaute. Als deutlich wurde, dass Venedig zum neuen Machtfaktor im gesamten Mittelmeerraum wurde, gab es für die Rizzi kein Zögern, 1033 aus Cividale nach Venedig zu ziehen.
Hier endet die fiktive Geschichte über die Familie Rizzi, nicht wissend, ob sie sich nicht tatsächlich so zugetragen haben könnte. Wer den Gegenbeweis nicht antreten kann, muss die Möglichkeit dieser Geschichte einräumen. Sicher ist, dass die Rizzi irgendwann im Mittelalter Venezianer wurden und sicher ist, dass der Gewürzhändler Nicolaus Rizzi 1475 in Venedig begraben wurde.
Bildverzeichnis:
Bild 1: Wanderbewegung der Langobarden von Massimo Macconi, CC 3.0
Bild 2: Rekonstruktion der Pons Sonti, aus LE DIFESE ESTERNE DEL DUCATO LONGOBARDO DI FORUM IULII, von FELICIANO DELLA MORA, Seite 38
Bild 3: Das Herzogtum Friaul nach dem Abzug der Awaren, Quelle wie zuvor, Seite 7
Bild 4: Handelswege und Befestigungsanlagen zur Zeit der Langobarden, Quelle wie zuvor, Seite 1